Kampf gegen Kakerlakenarmee und fliegende Ungeheuer
Ich geh ja eigentlich nicht ins Kino. Mit Ausnahme von Naturfilmen auf der grossen Leinwand des Verkehrshauses der Schweiz (du weisst schon: Elefanten, Pinguine und Co in dreifacher Lebendgrösse). Und mit vielleicht acht Jahren war ich mit meiner Gotte das Dschungelbuch schauen. Daneben lebe ich kinoabstinent. Und es fehlt mir nichts. Auch zu Hause findet kaum mal das Geschehen eines Films den Weg in meinen Kopf. Da ist sonst schon genug Film. Action. Und Adrenalin. Und da mein Superhirn nicht unterscheiden kann zwischen echt und erfunden, erspare ich ihm ganz einfach den Stress, erfundene Geschichten zu durchleben und dann in der Hirnbibliothek wieder mühsam klar Schiff zu machen.
Nicht so an diesem Sommerabend. Bei meinen lieben Familiengenossen war ein Kinobesuch angesagt. Und da unsere Sommerferien hops gegangen sind und ein verbindendes Familienabenteuer bisher die grosse Sommerrarität war, habe ich mir gedacht: «Dieses Highlight überlasse ich nicht kampflos dem Rest der Familie». Endlich mal ein Abend Ausgang und ich bleibe zu Hause? Nur weil mir dann irgendwelche Monster den Schlaf versauen? Nein, geht nicht. Eigentlich wären wir ja lieber mit dem Düsenjet durch Europa geflogen. Doch statt irischem Folk nun also platter Sound aus den Kinolautsprechern. That’s life. Wenigstens mit bequemen Sitzen, Millionen besser jedenfalls als die steinharten Sitze in der schlechtatmigen Notfallstation des Krankenhauses, in der wir die Sommerferien eröffnet haben. Todesmutig habe ich mich also durchgerungen. Und dies trotz der mir präsentierten Filmvorschau, die bei mir nicht gerade euphorische Gefühle geweckt hat: Wildes Geschrei, aufgeblasenes Kampfgezeter, blinkende, temporeiche Bilder und verwirrende Figuren – «Hilfe, wie lange dauert so ein Film?» Todesmutig habe ich trotzdem eingewilligt. Und so kam es, dass ich mit Ohrstöpseln bewaffnet den roten Teppich des Kinosaals hinuntergeschritten bin. Unter Jubel und fast schon tosendem Applaus meiner Familie (zumindest in meiner Vorstellung), weil ich endlich mal ein Kino betrat. Und dies erstaunlicherweise sogar für einen Film, der erst ab 6 Jahren zugelassen ist. Du musst wissen, ab 0 Jahren ist eigentlich meine Liga (Lars der kleine Eisbär, Pingu und Bob de Baumaa). Ab 6 Jahren ist dann eigentlich schon too much, out of comfort. Weil zu schnell, zu wild, zu bunt und zu böse.
Ich fasse mich kurz: Ich lebe noch. Habe mich wieder sortiert. Die vielen Fragen zur Handlung der Geschichte von wegen wer, wieso, warum und überhaupt verdrängt. Ich habe auch geschlafen. Bösewichten, Kakerlakenarmee und fliegenden Ungeheuern zum Trotz. Die Stöpsel waren Gold wert. Und wir, ja, wir haben einen lockeren Abend genossen. Also, ich jedenfalls einigermassen locker. Regelmässig werde ich es nicht tun. Nur dann, wenn es grad wichtig ist.
Und ja, das ist auch Sommer: Sinnloses Zeug schreiben. Ganz ohne ein geistreiches Fazit aus den Fingern lutschen zu müssen. Leichtigkeit suchen. Banalitäten feiern. Und den Blog wiederbeleben.
Habe grad auf deiner Seite gestöbert- weil ich einen Flyer vom Vortrag über Hochsensibilität sah- den ich leider verpasst habe- mein Thema das mich seit langem begleitet.
Und hab einfach schmunzeln müssen beim Lesen deines Blogbeitrags- Kino… genau so erlebe ich es. Mache einen weiten Bogen und Altersfreigabe ab 0 ist auch meine Liga! Tut so gut, wenn man Menschen trifft die das verstehen und auch so erleben…
Falls du wieder mal einen Vortrag hälst bin ich interessiert… würde wohl auf der Homepage stehen?
Alles Liebe, Susanna
Liebe Susanna
Schön, dass du dich wiedergefunden hast. Ja, es tut einfach gut, wenn man merkt, dass man nicht alleine so tickt… Den gleichen Vortrag halte ich am 28. Oktober am Abend in Matten bei Interlaken. Und im Herbst biete ich einen Online-Vertiefungskurs an. Die Infos findest du auf https://neueslied.ch/impulse/